Ich blogge seit einigen Jahren und wirklich aus Überzeugung. Meiner Sichtbarkeit hat das enorm geholfen, ich habe treue LeserInnen und es sind wunderbare Kontakte über das Blog entstanden. Trotzdem gibt es immer wieder Vorurteile, die mir in Bezug auf das Bloggen begegnen. Und mit denen räume ich hier jetzt auf.
Ein paar kurze Worte noch vorweg: Wenn ich hier von Bloggen spreche, dann ist nicht nur ein geschriebener Text gemeint. Es können auch ein Podcast oder ein Video-Blog sein. Die Vorurteile und meine Gegenargumente sind dieselben.
1. Vorurteil: Mir wird mein Wissen geklaut.
Einer der großen Knackpunkte ist für Zweifler immer: Wenn ich mein Wissen teile, nimmt doch niemand mehr meine Dienstleistungen in Anspruch, weil sich die Kunden schon so gut auskennen – oder die Konkurrenz bedient sich bei mir.
Stell Dir jetzt einmal vor, Du hättest einen Malerbetrieb und Du erklärst in Deinem Blog ausführlich, worauf es ankommt, wenn man Wände und Decken weiß streichen möchte. Du erklärst die unterschiedlichen Nuancen, wie sie wirken und so weiter.
Dein Leser weiß nun, worauf zu achten ist und hat zwei Möglichkeiten: Die erste ist, das Gelesene selbst umzusetzen, um dann festzustellen, dass man allein dreimal so lange benötigt, wie ein Profi und das Ergebnis im Zweifel nur „okay“ ist. Die zweite Möglichkeit ist, gleich einen Profi anzuheuern und auf Basis des gelesenen Textes zu erklären, was man sich wünscht.
Wenn Du als Experte bloggst und Dein Know-how öffentlich zugänglich machst, sieh das in erster Linie als Ratschlag, Impuls oder Diskussionsgrundlage. Das kostenlose Wissen selbst anzuwenden, kostet Deine Leser oder Zuhörer oft erheblich mehr Zeit, als einen Profi zu engagieren.
Sollten Deine Tipps und Infos aber ausreichen, um einzelne Follower ins Tun zu bringen, dann freu Dich einfach! Du hast Dein Wissen erfolgreich weitergegeben, jemanden glücklich gemacht und Dein Expertentum unter Beweis gestellt.
Und was ist mit der Konkurrenz?
Wenn ein Mitbewerber Ideen klaut, dann betrachte es als Anerkennung Deiner Arbeit. Wäre die Mist, würde ja nichts abgekupfert. Steh drüber. Sollte jemand aber tatsächlich z. B. gegen das Urheberrecht verstoßen, dann kannst Du immer noch juristisch dagegen vorgehen.
2. Vorurteil: Bloggen kostet viel zu viel Zeit.
Ich weiß, es klingt abgedroschen, aber es ist wahr: Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich. Wenn Du einmal pro Woche einen Text veröffentlichen willst, hast Du immer fünf Arbeitstage dafür Zeit – sieben, wenn Du auch am Wochenende Lust hast, Dich damit zu beschäftigen.
Ein Beispiel: Montag nimmst Du Dir eine halbe Stunde für die Auswahl des Themas. Idealerweise hast Du einen Redaktionsplan und eine große Liste mit Themenideen. Vielleicht springt Dich auch ein aktuelles Thema aus der Zeitung an, wie auch immer.
Dienstag und Mittwoch schreibst Du jeweils eine halbe Stunde bis Stunde (im Zweifel einen Wecker auf 30/60 Minuten stellen), am Donnerstag bleibt der Text unangetastet (vielleicht suchst Du stattdessen nach dem passenden Foto), am Freitag liest Du Korrektur und stellst den Beitrag online.
Wo ein Wille ist, ist auch Zeit. Deinen persönlichen Zeitplan musst Du natürlich individuell festlegen. Ich mag für mein Blog beispielweise nur schreiben, wenn ich „einen Lauf“ habe. Dann geht es allerdings auch wirklich schnell. Deshalb lege ich in solchen Phasen auch schon mal einen Blogtext-Vorrat an.
Die Schreib-Uhrzeit ist dabei für mich unerheblich – das kann morgens früh, über Mittag oder auch spät am Abend sein. Andere können nur abends gut schreiben. Es lohnt nur nicht, zu lange daran herumzudoktern – das halte ich wirklich für Zeitverschwendung.
[bctt tweet=“Lös Dich von der Geißel der Perfektion, denn den perfekten Text gibt es nicht. “ username=“SimoneMaader“]
Es ist auch nicht notwendig, wöchentlich mit einem neuen Artikel oder einer neuen Podcast-Episode rauszukommen. Ich finde vierzehntäglich absolut okay. Ob eine noch geringere Frequenz sinnvoll ist, würde ich im Einzelfall entscheiden. Aber alle zwei Wochen ist definitiv machbar.
3. Vorurteil: Dann stehe ich zu stark in der Öffentlichkeit.
Selbstständige und Geschäftsführer von KMU stehen so oder so in der Öffentlichkeit. Die Frage ist also nicht, ob man, sondern wie viel man von sich zeigt. Wie weit Du hier gehst, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Vieles kann, nichts muss. Ich halte beispielsweise meinen Mann und meine Kinder fast komplett aus meinem Business heraus.
Wenn jemand einen Online-Shop für Dekoartikel, kleine Möbel etc. betreibt, kann es sinnvoll sein, auch Fotos und Geschichten von zu Hause zu bloggen. Wer einen hübschen kleinen Laden besitzt, nutzt vielleicht eher Fotos aus dem Geschäft. Ich finde es zum Beispiel ganz großartig, wie Angelina Wiemann das beides kombiniert und in ihrem Blog Freudentanz umsetzt.
Klar ist: Das Internet vergisst so schnell nichts. Ich poste im Blog und in sozialen Netzwerken grundsätzlich nur, was ich auch an der Autobahn auf eine Plakatwand kleben würde. 😉 Da muss einfach jeder seinen eigenen Weg finden. Zum Thema „Privatsphäre schützen vs. Persönlichkeit zeigen“ findest Du hier auch einen Artikel von mir.
Was persönliche Informationen betrifft, spielt zudem oft die Angst mit, man könnte Kunden mit privaten Infos beim Bloggen verprellen. Ich glaube, ich kann Dich beruhigen.
Es gibt drei Gruppen von Blog-Lesern:
– die, denen völlig egal ist, was z. B. Deine Hobbies sind,
– die, die Deine Interessen bzw. Deine Persönlichkeit sympathisch finden,
– die, die Dich unsympathisch finden.
Wenn Dich jemand schon aufgrund Deines Blogs nicht mag, dann würdet ihr auch im Geschäftsleben nicht harmonieren. Betrachte es also als kleine Auslese.
[bctt tweet=“Kunden, die nur Kraft und Nerven kosten, sind ganz sicher nicht Deine Wunschkunden.“ username=“SimoneMaader“]
Bleib Dir treu und Du wirst mit Deinem Blog genau jene Menschen anziehen, die gern mit Dir arbeiten möchten!
4. Vorurteil: Social Media ist viel unkomplizierter
Kein Hosting, keine Kosten für Webdesign und/oder Programmierung … auf den ersten Blick ist es wirklich unkomplizierter, Texte zum Beispiel einfach bei Facebook reinzusetzen oder Videos nur auf YouTube zu veröffentlichen. Der große Haken daran ist: Du hast keinerlei Einfluss auf die (Geschäfts-)Bedingungen der sozialen Netzwerke und bist davon komplett abhängig.
Theoretisch ist es möglich, dass sich Netzwerke ganz aus Deutschland zurückziehen oder nur noch eingeschränkt nutzbar sind (z. B. aus Gründen des Datenschutzes). Sie sind perfekt, um Content wie Blogartikel zu verbreiten. Aber nicht, um ihn ausschließlich dort zu veröffentlichen.
Deine Facebook-Seite, die -Gruppe oder das -Profil dürften sogar – aus welchen Gründen auch immer – von Facebook ohne Vorwarnung geschlossen werden. Und: Ja, das passiert tatsächlich. Dann ist von einer Sekunde zur anderen alles weg, was Du Dir mühsam aufgebaut hast.
Insofern: Es ist besser, mit einem selbst gehosteten Blog die Zügel in der Hand zu haben. Pfleg Dein digitales Zuhause, dann bist Du unabhängig.