Digitale Sichtbarkeit: 7 Aussagen und Mythen unter der Lupe

Was Du über digitale Sichtbarkeit wissen solltest

Marketing, auch Content-Marketing, ist nun wirklich keine Raketenwissenschaft. Jede*r kann es lernen und damit die eigene digitale Sichtbarkeit und/oder die des Unternehmens steigern. Trotzdem wirkt es gerade für Anfänger*innen stressig und kompliziert. Es ranken sich einfach zu viele Mythen und unrealistische Erwartungen rund um digitale Sichtbarkeit und Content-Marketing. Und damit räume ich jetzt auf.

Du brauchst eine tipptopp Website, Du sollst bloggen, podcasten oder einen YouTube-Kanal betreiben und Social Media muss natürlich auch sein. Mehrmals wöchentlich sollst Du kluge Posts veröffentlichen, natürlich zu richtigen Zeit am richtigen Ort …

Kein Wunder, dass viele Selbstständige und auch Geschäftsführende von KMU sich fragen, wie das mit der digitalen Sichtbarkeit neben der eigentlichen Arbeit klappen soll. 

Richtig ist: Es ist notwendig, dass Du Dich und Dein Wissen oder Deine Produkte vermarktest, also sichtbar machst. 

Wie soll sonst jemand ein Bild von Dir bekommen? Während es früher gereicht hat, sich auf Messen zu präsentieren oder auf Empfehlungen zu bauen, ist heute weit mehr Engagement gefragt.

Aber was stimmt nun wirklich und was sind die Mythen? Wie oft solltest Du aktiv sein? Oder wie wenig, damit Du nicht direkt einen Sichtbarkeits-Burnout erleidest?

1. “Wenn ich es geschafft habe, kannst Du es auch schaffen.”

Diese Aussage ist sicherlich motivierend gemeint. Trotzdem sehe ich sie im Kontext der digitalen Sichtbarkeit kritisch.

Warum der Satz selten zutrifft:

  • Individuelle Voraussetzungen: Jeder Mensch, jedes Unternehmen und jede Marke hat einzigartige Ausgangssituationen, Ressourcen und Zielgruppen. Was für eine Person funktioniert, muss nicht zwingend für eine andere klappen.

    Allein das Thema Zeit: Wer kinderlos ist, kann ganz anders agieren als jemand, der Kinder hat oder pflegebedürftige Angehörige. Und nicht jede*r hat die finanziellen Ressourcen, sich Zeit zu kaufen (in Form von Mitarbeitenden oder virtueller Assistenz).

  • Die Dynamik der digitalen Welt: Alles verändert sich ständig und mit steigender Geschwindigkeit – Stichwort KI. Aber auch die Algorithmen unterliegen ständigen Veränderungen, in Social Media ebenso wie zum Beispiel bei Google. Konzepte, die gestern erfolgreich waren, können heute schon überholt sein.

  • Vielschichtigkeit: Digitale Sichtbarkeit ist ein komplexes Thema, das weit über einzelne Maßnahmen hinausgeht. Es erfordert ein tiefgreifendes, umfassendes Verständnis von SEO, SEA, Content-Marketing, Social Media und vielen weiteren Disziplinen.

    An einer einzelnen Schraube zu drehen, bringt selten nachhaltigen Erfolg. Manchmal bringt es schnelles Geld (was nicht verkehrt ist). Aber wenn Du langfristig am Markt bestehen und wahrgenommen werden möchtest, dann brauchst Du Strategien, die länger wirken.

Was wirklich zählt:

  • Ehrliche Analyse: Um eine erfolgreiche digitale Sichtbarkeitsstrategie zu entwickeln, musst Du Deine persönliche Ausgangslage, Deine Zielgruppe und den Wettbewerb analysieren.
  • Individuelle Lösungen: Es gibt kein Patentrezept für mehr Sichtbarkeit. One-size-fits-all ist in der Mode und im Marketing einfach nur Bulls**t. Wirksame Sichtbarkeitsstrategien berücksichtigen die spezifischen Bedürfnisse, Ziele, eigenen Stärken und persönlichen Rahmenbedingungen.
  • Dranbleiben: Digitale Sichtbarkeit ist ein langfristiger Prozess, in dem Du immer wieder Aspekte anpassen und optimieren darfst. Und: Du musst bereit sein, kontinuierlich zu lernen und Dich weiterzuentwickeln.

2. “Content-Marketing und digitale Sichtbarkeit sind ein Marathon.”

Ja, das ist wirklich so. Wie gesagt, es ist ein langfristiger Prozess. Ich würde Dir gerne etwas anderes erzählen, aber meine Kundinnen und Kunden können ein Lied davon singen: Es dauert oft viele Monate, bis sich etwas tut. Bis also über Deine Präsenz auf LinkedIn, auf Instagram oder in Gastartikeln endlich Aufträge eintrudeln. 

Das größte Problem ist, dass viele zu früh das Handtuch werfen und aufgeben. 

Du kennst das sicherlich: Du postest und postest, kommentierst und netzwerkst, aber der Aufwand schlägt den Ertrag um Längen. Ich weiß, das ist extrem frustrierend.

Der Haken daran: Wenn Du gar nichts mehr machst, kommen erst recht keine Aufträge. Und Deine digitale Sichtbarkeit bricht komplett ein.

Klar: Es klingt viel schöner, wenn ich Dir erzähle, dass Du nur drei oder vier virale Reels auf Instagram brauchst und schon schnellen Deine Umsatzzahlen in die Höhe. 

Die Wahrheit ist ziemlich unspektakulär: Du brauchst Geduld. Sehr viel Geduld – aber die zahlt sich langfristig aus. Ganz sicher!

3. “Irgendwann hast Du es geschafft: Du bist online kontinuierlich präsent.”

Ja und nein. Ja, Du kannst Dir mit der Zeit eine sehr gute Position erarbeiten. Aber: Du musst auch etwas dafür tun, Deinen Status zu erhalten. Es ist ein bisschen, wie mit einem Garten: 

Du kannst ganz viel planen, Beete anlegen und Blumen einpflanzen. Irgendwann sieht Dein Garten toll aus. Das ändert aber nichts daran, dass Du Deine Pflanzen wässern und auch mal Unkraut jäten musst.

Sichtbarkeit will gepflegt werden, wie ein Garten. 

Du möchtest wissen, wie groß der Aufwand ist? Rechne für Dein Content-Marketing – vor allem in der Startphase – mit 5 Stunden pro Woche. Mindestens. Irgendwann bist Du routinierter, dann wirst Du sicherlich schneller. 

Aber ich kenne niemanden, der auf Dauer mit weniger als drei Stunden pro Woche ernsthaft und erfolgreich Content-Marketing betreibt. 

4. POV: “Zu meinem Thema haben alle schon alles gesagt.”

Im Umkreis von 500 Metern um mein Zuhause gibt es 4 Bäcker, 6 Friseure und 4 Telekommunikations-Shops – mindestens. Und lass mich raten: Das, was Du anbietest, ist auch nicht einzigartig, sondern es gibt Wettbewerb, richtig? Trotzdem gibt es ja Dich und Dein Unternehmen.

Genauso ist es, wenn andere aus Deiner Branche ihre Gedanken und Erfahrungen online teilen. 

Sieh es positiv: Wenn sich Menschen bereits über Dein Thema austauschen, dann IST es ein Thema. Und Du kannst dem ganzen Deinen Stempel aufdrücken. Beteilige Dich an Diskussionen, erzähl Deine Geschichten, auf Deine Weise. Zeig Dich – und überleg mal: 

  • Was ist an Deinem Produkt oder Deiner Dienstleistung interessant? 
  • Woraus speist sich der Wert Deines Angebots?
  • Für welche Werte stehst Du als Person? Oder: Welche Werte sind in Deinem Unternehmen verankert?
  • Welche Haltung/Meinung hast Du zu bestimmten Branchenthemen? 

Allein darüber unterscheidest Du Dich schon von anderen. So baust Du Sichtbarkeit auf und ziehst Stück für Stück die Menschen in Dein Online-Netzwerk, die Dich und Deine Arbeit schätzen. Und so entsteht aus Sichtbarkeit schlussendlich Umsatz.

5. “Du brauchst die richtige Nische für digitale Sichtbarkeit.”

Jein. Ein wilder Bauchladen ist zumindest keine gute Idee, wenn es darum geht, klar zu kommunizieren. Wie möchtest Du wahrgenommen werden, womit möchtest Du sichtbar werden?

Du kannst unmöglich Experte für Webdesign, KI und Stressmanagement sein. Und selbst wenn Du es vielleicht bist: Das nimmt Dir leider niemand so richtig ab. 

Die allermeisten Menschen ticken so, dass sie andere gerne in Schubladen ablegen. Oder zumindest irgendein Label draufkleben. Warum? Weil es uns erleichtert, Fremde in unserer Welt einzuordnen. Deshalb gehen Klarheit und digitale Sichtbarkeit Hand in Hand.

Was als Nische geht, ist folgendes: Ein Webdesigner, der intensiv KI einsetzt, um für seine Auftraggebenden hochwertige und vergleichsweise günstige Websites anzubieten. Zielgruppe sind Coaches für Stressmanagement, Yoga-Lehrende etc. So bekommt diese Person alle ihre Facetten unter einen sinnvollen Hut.

Muss Deine Nische klein sein?

Das ist, glaube ich, das größte Missverständnis rund um das Thema Nische und Positionierung. Nein, sie muss nicht klein sein. 

Beispiel: Meine Nische ist Content-Marketing mit Schwerpunkt Text. 

Nun könnte ich sagen: Das ist mir nicht spitz genug. Ich arbeite nur noch für IT-Unternehmen.

Mir persönlich wäre das auf Dauer viel zu langweilig. Ich freue mich über die Abwechslung in meiner Arbeit: von Plasmageneratoren über Metallbau bis zu Personalberatungen war schon alles dabei.

Meine Mission ist es, dafür zu sorgen, dass Menschen (und Unternehmen) mit ihren Themen gesehen, gehört und verstanden werden. 

Je bunter der thematische Blumenstrauß, desto besser – für mich. Andere mögen sich vielleicht auf eine Branche spezialisieren. Hier gibt es keine richtige oder falsche Entscheidung.

Wann wäre meine Positionierung unklar, meine “Nische” zu groß? 

Wenn ich auch noch Lektorate und Buchvermarktung anbieten würde, zum Beispiel. Dann wüsste niemand mehr so richtig: Ist sie jetzt Lektorin oder Content-Expertin oder die Bücher-Frau? 

Faustregel: Deine Nische sollte so gestaltet sein, dass Du in einem Satz sagen kannst, was Du tust und für wen. Denn ich sage es gerne noch einmal: Digitale Sichtbarkeit braucht Klarheit.

6. POV: “Ich möchte meine Zielgruppe nicht nerven.”

Ich sag mal so: Wenn Du es tatsächlich schaffst, jemanden über Social Media oder übers Bloggen zu nerven: Chapeau! Aber ich bin relativ sicher, dass Dir das nicht gelingt.

Das liegt schon allein daran, dass Deine Social-Media-Posts nie allen Deinen Followern ausgespielt werden. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil bekommt Deinen Content zu sehen. 

Und für Blogartikel müsste Deine Zielgruppe schon selbst nach Deinen Themen suchen. Wenn sie das tut: super. Nerven kann das dann aber nicht. Sie suchen ja aktiv.

Das einzige, was manchmal wirklich nervig ist, ist eine zu hohe Frequenz bei Newslettern. Wenn ich zum Beispiel drei- oder viermal pro Woche mit E-Mails vom selben Absender zugeballert werde, dann nervt mich das – auch wenn ich das Thema an sich vielleicht spannend finde.

Für alles andere gilt: Geh davon aus, dass die Menschen in Deiner Bubble Dir gegenüber positiv gestimmt sind. Sie freuen sich, von Dir zu hören. Und, ganz wichtig:

Steter Tropfen höhlt den Stein.

Wiederhole Deine Kernaussagen, Deine Markenbotschaft etc. regelmäßig, damit sie sich festsetzen. Wer bist Du? Was tust Du? Wie kannst Du mir als potenzieller Kundin helfen?

Wiederholungen helfen den Menschen, Dich zuverlässig in der richtigen “Schublade” abzuspeichern. Sie müssen immer wieder erfahren, dass Du im Zweifel die Person bist, die ihr Problem löst. 

7.  Mit KI ist digitale Sichtbarkeit ein Kinderspiel

Ja, mithilfe von KI kannst Du sehr schnell sehr viel Content produzieren. Ob der dann positiv zu Deiner Sichtbarkeit beiträgt, steht auf einem anderen Blatt. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, KI zu nutzen.

Sogar Google sagt, dass egal ist, wie ein Text entstanden ist. Hauptsache, er entspricht Googles Bewertungs-Kriterien für guten, hilfreichen Content. Was Du für den Einsatz von Text-KI brauchst, ist 

a) eine solide Content-Strategie und 

b) fundiertes Wissen, wie Du so promptest (die KI mit Informationen fütterst), dass hilfreicher Content dabei herauskommt. 

Ansonsten ist das Ergebnis ein generischer Einheitsbrei, der Dir mehr schadet, als dass er etwas für Deine digitale Sichtbarkeit tut. Aber klug eingesetzt, ist Text-KI eine enorme Hilfe in der täglichen Arbeit.

Fazit

Sichtbarkeit ist eine wertvolle Investition in Dein Unternehmen. Das gilt insbesondere für Inhalte, die Dich nachhaltig und langfristig sichtbar machen: zeitlose Blogartikel, Podcast-Episoden, YouTube-Videos.

Aber auch passende soziale Netzwerke tragen viel zu Deiner digitalen Sichtbarkeit bei der richtigen Zielgruppe bei.

Wichtig ist: Zögere nicht, sondern bau Dir über Deinen Content eine (Personen-)Marke auf. Lieber heute als morgen. Denn während Du noch überlegst, geben andere schon Gas.

Um sie einzuholen oder auch um vorbeizuziehen, brauchst Du den unbedingten Willen, sichtbar zu werden. Halbherzig wird es nichts. 

Was Dir beim Dranbleiben hilft, sind unter anderem Routinen:

  • Trag Dir verbindliche Zeiten in Deinen Kalender ein, zu denen Du am Content-Marketing und Deiner Sichtbarkeit arbeitest.
  • Sammele regelmäßig Deine Content-Ideen an einem festen Ort.
  • Arbeite Aufgaben in Stapeln ab (Content Batching). Heißt zum Beispiel: Produziere gleich mehrere Grafiken am Stück, nicht immer nur eine einzelne. So wirst Du auch sicherer im Umgang mit Deinen Tools.
  • Plane Beiträge vor und veröffentliche sie automatisiert. Meine Zielgruppe ist zum Beispiel erheblich früher online als ich überhaupt ansprechbar bin. Also poste ich automatisch, wenn die meisten voraussichtlich online sind. Das gilt zumindest für Social Media.

Und: Mach Dir immer wieder bewusst, dass Content ein zentraler Bestandteil Deiner Arbeit ist. Sichtbarkeit ist so wichtig wie Buchhaltung. Ohne geht es heute nicht mehr. Also: Leg los!


Simone Maader Kommunikation_Content und Content-Coaching

Moin, und ich bin Simone Maader, ein echtes Nordlicht, mein Credo ist #EinfachBessererContent und ich betreibe dieses Blog.

Mein Ziel ist es, Dich von Blabla und Content-Chaos zu befreien.
Deshalb gibt es hier viele Tipps rund um Content fürs Web.

Ich möchte, dass Du Deine Zielgruppe begeisterst und mit Freude, Leichtigkeit und vor allem erfolgreich online sichtbar wirst. Wie wir das gemeinsam hinbekommen, das erfährst Du hier: https://www.maader.de

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