Titelbild Blogartikel - lebendige Texte schreiben in der Unternehmenskommunikation

7 Tipps für lebendige Texte

Deutsch hält als Sprache einiges an Kuriositäten bereit. Ich sage nur: Personenvereinzelungsanlage oder Fahrtrichtungsanzeiger. Ganz so übel sieht es mit der Wortwahl bei Unternehmen nicht aus. Aber trotzdem schleicht sich in Texte einiges ein, das sie mühsam zu lesen macht. Wie es besser geht, zeige ich Dir jetzt mit meinen Tipps für lebendige Texte. Denn ein lebendiger Text verkauft einfach besser.

Um es noch kurz aufzuklären: Eine Personenvereinzelungsanlage kann beispielsweise eine Drehtür sein, einen Fahrtrichtungsanzeiger nennen wir landläufig einfach Blinker. Und damit komme ich auch gleich zu meinem ersten Tipp:

1. Schreib so, wie Du sprichst

In der Schule haben wir im Deutschunterricht gelernt, dass es Schriftsprache und Umgangssprache gibt. Umgangssprache darf man nicht in Texten anwenden. Das war in der Schule quasi Gesetz. Im echten Leben aber lautet die Devise:

Schreib mehr Umgangssprache.

Warum? Weil wir uns mündlich ganz anders ausdrücken. Die Wortwahl ist im Alltag lockerer, die Sätze sind kürzer. Wir sind mit anderen Menschen im lebendigen Austausch und das merkt man an unserer Sprache. Erst bei Briefen an Versicherungen, Banken oder Ämter verfallen wir in die Art von Schriftsprache, die wir in der Schule gelernt haben. Das tun wir, um kompetent oder gebildet zu wirken und unserem Anliegen Nachdruck zu verleihen.

Kompetent wirken? Klingt im ersten Moment super für Unternehmenstexte, aber das Gegenteil ist der Fall. Wenn Du Menschen wirklich erreichen möchtest, sollte Deine Sprache unkompliziert sein.

[bctt tweet=“Unternehmenstexte müssen einfach auf den Punkt kommen. #ContentTipp“ username=“SimoneMaader“]

Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Nur die Alltagssprache wird dabei oft vergessen. Das Ergebnis sind Texte, die zwar kurz, aber immer noch hölzern und schwer verdaulich sind. Formulierungen wie diese hier lese ich auf Websites, in Newslettern oder Social-Media-Postings immer wieder:

  • Nachfolgend finden Sie den Link zu unserem Whitepaper.
  • Das ist ein Angebot, welches Du Dir nicht entgehen lassen solltest.

Es geht viel einfacher. Stell Dir vor, wie Du denselben Satz einem Bekannten oder einem Messebesucher sagen würdest. Vermutlich sprichst Du eher so:

  • Hier bekommen Sie unser Whitepaper.
  • Lass Dir dieses Angebot nicht entgehen.

Lies Dir Deine Texte deshalb laut vor. Dann merkst Du relativ schnell, ob Du in der Schriftsprache unterwegs bist. Lebendige Texte brauchen unsere Alltagssprache.

2. Meide die Verben dürfen, können, mögen, sollen, wollen

Modalverben (so heißen diese Wörter) sind Gift für Deine Texte, denn sie verwässern die Aussage. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was sie damit anrichten. Vor allem Frauen neigen (meiner Erfahrung nach) dazu, eher wischiwaschi zu formulieren, um anderen nicht auf die Füße zu treten. Aber: Kurz, knapp und klar kann zugleich wertschätzend und freundlich sein. Hier mal ein paar typische Beispiele und wie es besser geht:

Ich würde mich freuen, wenn es klappen würde.
Ich freue mich, wenn es klappt.

Mein Coaching kann Sie dabei unterstützen, die Work-Life-Balance wiederherzustellen.
Mein Coaching hilft Ihnen, die Work-Life-Balance wiederherzustellen.

3. Lebendige Texte vertragen kein Passiv

Passiv macht Texte träge. Es ist die Leideform des Verbs. Was starke und lebendige Texte aber brauchen, ist eine positive Grundhaltung (die Energie folgt der Aufmerksamkeit). Deshalb ist es wichtig, im Aktiv zu schreiben. Außerdem liegt der Fokus dann auf der handelnden Person, die sich damit gut in Szene setzen kann.

Ihr Anliegen wird bearbeitet.
Wir bearbeiten Ihr Anliegen.

Im Rahmen der Betriebsratssitzung wurde beschlossen, dass …
Der Betriebsrat hat auf seiner Sitzung beschlossen, dass …

Meine Kurse werden auch in den Schulferien durchgeführt.
Ich führe meine Kurse auch in den Schulferien durch.

4. Verzichte auf Substantive

„Die ganzheitliche Betrachtung Ihrer Problemstellung steht bei meiner Lebensberatung im Vordergrund. Mit meiner Unterstützung finden Sie einen Weg aus der Überforderung.“ Du merkst es sicher selbst: Zu viele Substantive blähen Texte auf und machen sie schwerfällig. Bei Endungen wie -ung, -heit und -keit sei also wachsam. Zum Glück kannst Du vieles problemlos durch Verben ersetzen:

  • Beachtung schenken – beachten
  • Unterstützung bieten – unterstützen
  • Umwandlung – umwandeln

Das Beispiel oben ist übrigens so gruselig, dass ich alles umformulieren würde. In derart geballter Form tauchen Substantive zum Glück nur selten auf.

5. Schreib kurze und lange Sätze

Irgendwo habe ich die Empfehlung gelesen, man solle im Internet nur kurz Sätze schreiben. Die LeserInnen würde sonst nicht so lange am Ball bleiben. Kann ich nicht bestätigen. Wie so oft macht die Dosis das Gift.

Ich empfehle meinen Kundinnen und Kunden, beim lauten Vorlesen ihrer Texte auch auf den Atemrhythmus zu achten. Wenn Du kurz vor dem Erstickungstod bist, ist der Satz eindeutig zu lang. Dann kürzt Du ihn. Und ansonsten kommt es auf die Mischung an.

Ein Wechsel aus langen und kurzen Sätzen gibt einem Text eine gewisse Dynamik, die Du über die Satzlänge steuern kannst. Probier es mal aus.

6. Mach mal einen Punkt (und nicht so viele Ausrufezeichen)

Ausrufezeichen werden leider viel zu oft eingesetzt. Beim Call-to-Action, also der Handlungsaufforderung im Marketing, schreien viele Unternehmen: „Ruf! Mich! An! Oder kauf direkt hier mein tolles Produkt!“ Der Kunde fühlt sich angebrüllt und bedrängt. Das ist aber nicht Sinn und Zweck des Call-to-Action.

Das Ausrufezeichen steht nur bei Befehlen und Ausrufen, bei Verboten und Drohungen. Trau Dich also einfach mal, auf das Ausrufezeichen zu verzichten. Der gute alte Punkt reicht vollkommen aus.

Um etwas zu betonen, achte auf Satzbau, Wortwahl und Satzlänge. Lebendige Texte sind nämlich nicht gleichzeitig laute Texte.

7. Achte auch auf die äußere Struktur

Dein Text kann noch so schön geschrieben sein, mit viel Charme, Witz, Esprit. Wenn Du Deinen LeserInnen aber eine Bleiwüste vorsetzt, werden sie davon nicht viel mitbekommen. Das liest nämlich keiner. Lebendige Texte brauchen (vor allem im Internet) eine lebendige Struktur.

Zu diesem Zweck darfst Du auch Regeln brechen. Bindestriche erleichtern zum Beispiel das Lesen von zusammengesetzten Wörtern ganz erheblich. Auch wenn Lektoren jetzt vielleicht im Sechseck springen: Das Wort Marketing-Strategie lässt sich schneller und leichter erfassen als Marketingstrategie. Man muss die Sache mit den Bindestrichen ja nicht übertreiben …

Du kannst aber noch mehr tun, um Deine Texte rein optisch lebendiger zu gestalten. Arbeite mit

– kleinen Text-Häppchen (kurzen Absätzen, Listen, Aufzählungen),
– fettgedruckten oder kursiven Passagen,
– sinnvollen Zwischen-Headlines,
– Bildern oder Grafiken.

Fazit: Lebendige Texte zu schreiben, ist gar nicht so schwierig. Das Ziel ist es am Ende immer, Deine Zielgruppe wirklich mit Deinen Worten zu erreichen. Und wenn Du meine sieben Tipps beherzigst, ist schon viel gewonnen. Versuch immer, alles möglichst einfach zu halten. Das Leben ist oft schon kompliziert genug. 😉

Du kannst  Tipps rund um Sprache und Content-Marketing gut gebrauchen? Dann klick Dich einfach mal hier durch mein Blog.

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Über mich

Portrait Simone Maader, TExte, Content-Strategie, Content-PlanMoin! Ich bin Simone Maader, ein echtes Nordlicht. Ich unterstütze Dich dabei, Deine Kommunikation im Sinne Deines Unternehmens zu gestalten und Deine Zielgruppen mit den richtigen Worten zu erreichen.

Deshalb schreibe ich leidenschaftlich gern Texte, aber ich erstelle auch Content-Strategien und Redaktionspläne / Content-Pläne. Mehr dazu erfährst Du hier: www.maader.de

(Foto: Stefanie Herrmann)

4 Kommentare zu „7 Tipps für lebendige Texte“

  1. Liebe Simone

    Vielen Dank für den schönen sachlich sehr fundierten Artikel. Neu war für mich die Information zum Mix aus langen und kurzen Texten. Auch die Idee mit den Bindestrichen ist überlegenswert, auch wenn ich die Dinger in Massen hassen gelernt habe. Du wohl auch ;-).

    Herzliche Grüße
    Inge

    1. Liebe Inge,

      vielen Dank für Deine Rückmeldung, über die ich mich sehr gefreut habe. Mit Bindestrichen stehe ich auch auf Kriegsfuß, weil sie in Massen und immer falsch angewendet wirklich nervig sind. Aber manchmal helfen sie einfach, einen Text leichter lesbar zu gestalten. 😉

      Herzliche Grüße
      Simone

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